Aufruhr im Säuliamt wegen Spital Affoltern

Der Gemeinderat Wettswil wollte die Abstimmung aussetzen, krebst jetzt aber nach heftigen Protesten zurück.

– Tagesanzeiger, 1. März 2019

Am 19. Mai werden die Gemeinden im Knonauer Amt über Sein oder Nichtsein ihres Spitals entscheiden. Das kleine Regionalspital hat grosse Probleme: Die Infrastruktur ist veraltet, es ist schlecht ausgelastet, und die Rentabilität ist ungenügend.

Die Betriebskommission, das strategische Führungsorgan des Spitals Affoltern, macht nun einen letzten Vorschlag zur Rettung. Das Spital soll noch mehr als bisher auf seine Stärken – die Akutgeriatrie und die Palliativmedizin – fokussieren.

In einem Neubau mit geschätzten Kosten von rund 100 Millionen Franken werden ein Gesundheitszentrum und ein Ambulatorium mit moderner Tageschirurgie eingerichtet, die Bettenstation wird verkleinert. Auf Geburten will man verzichten, die sollen künftig im Stadtspital Triemli stattfinden, mit dem das Spital Affoltern eine enge Partnerschaft eingeht.

So weit der Plan. Und der lässt die Wogen im Säuliamt hochgehen. Drei Schritte müssten die Stimmberechtigten der 14 Gemeinden im Zweckverband gutheissen, damit die Betriebskommission ihre Überlebensstrategie umsetzen kann: Der Zweckverband wird aufgelöst. Das Pflegezentrum, das heute zum Spital gehört, wird als interkommunale Anstalt organisiert. Und als Trägerschaft des Spitals gründen die Gemeinden eine gemeinnützige Aktiengesellschaft.

Protest gegen «Maulkorb für die Stimmberechtigten»

Vorletzte Woche hat der Stadtrat von Affoltern mit seiner Empfehlung, gegen das Spital zu stimmen, überrascht. Er hält es für nicht überlebensfähig und ist nicht bereit, die finanzielle Verantwortung für einen Neubau zu übernehmen. Inzwischen haben sich die Gemeinderäte von Stallikon, Hedingen und Mettmenstetten dieser Haltung angeschlossen, während jene von Aeugst, Bonstetten, Obfelden und Ottenbach für die Weiterführung des Spitals plädieren.

Speziell ist die Situation in Wettswil. Der Gemeinderat vermisst «verlässliche Konzepte» und einen Geschäftsplan für die neuen Institutionen, weshalb er die Abstimmung vom 19. Mai aussetzen wollte. Damit kam er bei der Bevölkerung aber gar nicht gut an. Die Wettswilerinnen und Wettswiler wehrten sich gegen die «Bevormundung» und den «Maulkorb für die Stimmberechtigten».

Nun krebst der Gemeinderat zurück. «Noch selten», schreibt er in einer Medienmitteilung, «hat ein Entscheid des Gemeinderats Wettswil derart heftige Reaktionen aus der Bevölkerung hervorgerufen.» Am 19. Mai wird also auch in Wettswil über das Spital abgestimmt. Laut Beobachtern ist der Ausgang offen. Dass die Dorfbevölkerung ihrer Exekutive folgt, ist keineswegs sicher – weder in Wettswil noch in Affoltern, noch in den anderen zwölf Gemeinden des Zweckverbandes.

Susanne Anderegg

2019-03-11T11:01:51+00:00

Aufruhr im Säuliamt wegen Spital Affoltern

Der Gemeinderat Wettswil wollte die Abstimmung aussetzen, krebst jetzt aber nach heftigen Protesten zurück.

– Tagesanzeiger, 1. März 2019

Am 19. Mai werden die Gemeinden im Knonauer Amt über Sein oder Nichtsein ihres Spitals entscheiden. Das kleine Regionalspital hat grosse Probleme: Die Infrastruktur ist veraltet, es ist schlecht ausgelastet, und die Rentabilität ist ungenügend.

Die Betriebskommission, das strategische Führungsorgan des Spitals Affoltern, macht nun einen letzten Vorschlag zur Rettung. Das Spital soll noch mehr als bisher auf seine Stärken – die Akutgeriatrie und die Palliativmedizin – fokussieren.

In einem Neubau mit geschätzten Kosten von rund 100 Millionen Franken werden ein Gesundheitszentrum und ein Ambulatorium mit moderner Tageschirurgie eingerichtet, die Bettenstation wird verkleinert. Auf Geburten will man verzichten, die sollen künftig im Stadtspital Triemli stattfinden, mit dem das Spital Affoltern eine enge Partnerschaft eingeht.

So weit der Plan. Und der lässt die Wogen im Säuliamt hochgehen. Drei Schritte müssten die Stimmberechtigten der 14 Gemeinden im Zweckverband gutheissen, damit die Betriebskommission ihre Überlebensstrategie umsetzen kann: Der Zweckverband wird aufgelöst. Das Pflegezentrum, das heute zum Spital gehört, wird als interkommunale Anstalt organisiert. Und als Trägerschaft des Spitals gründen die Gemeinden eine gemeinnützige Aktiengesellschaft.

Protest gegen «Maulkorb für die Stimmberechtigten»

Vorletzte Woche hat der Stadtrat von Affoltern mit seiner Empfehlung, gegen das Spital zu stimmen, überrascht. Er hält es für nicht überlebensfähig und ist nicht bereit, die finanzielle Verantwortung für einen Neubau zu übernehmen. Inzwischen haben sich die Gemeinderäte von Stallikon, Hedingen und Mettmenstetten dieser Haltung angeschlossen, während jene von Aeugst, Bonstetten, Obfelden und Ottenbach für die Weiterführung des Spitals plädieren.

Speziell ist die Situation in Wettswil. Der Gemeinderat vermisst «verlässliche Konzepte» und einen Geschäftsplan für die neuen Institutionen, weshalb er die Abstimmung vom 19. Mai aussetzen wollte. Damit kam er bei der Bevölkerung aber gar nicht gut an. Die Wettswilerinnen und Wettswiler wehrten sich gegen die «Bevormundung» und den «Maulkorb für die Stimmberechtigten».

Nun krebst der Gemeinderat zurück. «Noch selten», schreibt er in einer Medienmitteilung, «hat ein Entscheid des Gemeinderats Wettswil derart heftige Reaktionen aus der Bevölkerung hervorgerufen.» Am 19. Mai wird also auch in Wettswil über das Spital abgestimmt. Laut Beobachtern ist der Ausgang offen. Dass die Dorfbevölkerung ihrer Exekutive folgt, ist keineswegs sicher – weder in Wettswil noch in Affoltern, noch in den anderen zwölf Gemeinden des Zweckverbandes.

Susanne Anderegg

2019-03-11T11:01:51+00:00