NZZ vom 31.01.2017.

Leserbrief zum Artikel „Finger weg von meinem Regionalspital» , NZZ vom 26.1.2017

Der Neuenburger Gesundheitsdirektor Laurent Kurth hat recht: Wir müssen jetzt «das Spital für unsere Kinder von morgen» bauen (NZZ 26. 1. 17). Die Zukunft – und hier irrt Kurth – liegt aber nicht in der Zementierung des bestehen- den Denkens in Gesundheitsstrukturen und Zentralisierung. Stattdessen müssen wir anfangen, in Versorgungs- oder Gesundheitsräumen zu denken, die Vor- teile der Vernetzung konsequent nutzen und Ergebnisqualität über die gesamte Versorgungskette in den Vordergrund stellen. Das ist die Zukunft! Dabei sind Regionalspitäler mit ihrer Nähe zum Patienten, ihren flexiblen Strukturen so- wie ihrer Multifunktionalität als Erstanlaufstelle für die Bevölkerung, wenn (künftig) Hausärzte fehlen, nicht das Problem, sondern ein wichtiger Teil der Lösung. Die Regionalspitäler bieten der Bevölkerung schon heute eine umfassende und qualitativ hochstehende medizinische Grundversorgung und stellen meistens auch die Triage für die Schwerpunkt- und Zentrumsspitäler sicher. Diese Aufgabe erfüllen sie nachhaltig, in kostengünstigen Strukturen und mit einer guten Wirtschaftlichkeit.

Gerade ebendieses kostengünstige Umfeld wird aber zunehmend durch zentralistisch geprägte, hochregulative und bürokratische Rahmenbedingungen geprägt, denen oft praxisferne Auf- lagen zugrunde liegen und die dadurch zu einer unnötigen Kostensteigerung im Gesundheitswesen führen. Wer eine hohe Versorgungsqualität für die Bevölkerung in allen Regionen bei möglichst tiefen Kosten anstrebt, muss hier ansetzen und den Spitälern die nötige unternehmerische Freiheit zugestehen, damit sie ihre Leistungsaufträge durch sinn- volle Vernetzung, zweckmässige Kooperation und koordinierte Ausnutzung der bestehenden Infrastrukturen und Fachressourcen betriebswirtschaftlich optimal und qualitativ hochstehend erfüllen können.

Daniel Schibler, Direktor Spital Menziken